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Handball beim TV Möglingen

LKZ - Mittwoch 19. Februar 2020
Kein Kostüm, aber ein Trikot: Handball-Fan Rudi Wintterle

LKZ - Mittwoch 19. Februar 2020

Als stiller Genießer geht Handball-Fan Wintterle auf Reisen

Der Möglinger hat seit seinem Ruhestand jedes Europameisterschaftsturnier und jede Weltmeisterschaft besucht – Der Wettbewerb 2021 wird zur Herausforderung

Bericht aus der Ludwigsburger Kreiszeitung vom 19.02.2020

Möglingen. Krakau, Paris, Zagreb, Berlin, Trondheim und Wien – das sind nur einige der Städte, die Rudi Wintterle in den letzten fünf Jahren bereist hat. Immer auf den Spuren der Handball-Großereignisse. Seit der Möglinger in Rente ist, war er bei allen EM- und WM-Turnieren der Männer dabei.

Nachdem die Besuche der Titelkämpfe in Polen (EM 2016), Frankreich (WM 2017), Kroatien (EM 2018), Deutschland und Dänemark (WM 2019) für den 68-Jährigen gut zu planen waren, wurde die EM 2020 wegen der Austragung in gleich drei Ländern – Norwegen, Schweden und Österreich – zur Herausforderung. Die Vorrunde in Trondheim und Hauptrunde in Wien waren für Wintterle gesetzt, dass die Finalspiele in Schweden stattfanden ein Problem: „Unmöglich, das mit dem Auto zu schaffen. Stockholm musste ich streichen.“

Gab es auf dem Weg nach Norwegen keinen Zeitdruck, so wurde die Fahrt von Trondheim nach Wien zur „Hammer-Tour“: Der Anpfiff der ersten Begegnung in Wien erfolgte nur 40 Stunden nach Ende der letzten Matchs in Norwegen. Mit nur kleinen Pausen legte der ehemalige Sachbearbeiter und Teamleiter der Arbeitsagentur die rund 2400 Kilometer zurück. „In 36 Stunden habe ich es geschafft, aber Schnee, Regen und Sturm sorgten im Norden für große Behinderungen. Ich war froh, ein Auto mit allen Assistenzsystemen zu haben.“

Chef des DHB macht sich Sorgen

Über diese Fahrt schüttelt auch Mark Schober, der in Möglingen aufgewachsene Vorstandvorsitzende des Deutschen Handballbundes, den Kopf. „Wahnsinn. Ich habe mir echt Sorgen um ihn gemacht.“ Schober kennt Wintterle seit Mitte der 1980er-Jahre. „Rudi war in der E- und D-Jugend mein Trainer, später habe ich ihn bei der Organisation des Möglinger Pfingstturniers unterstützt.“

Als Schober 2005 nach Dortmund zog, verloren sie sich aus den Augen.

Bis zum 31. Januar 2016, dem deutschen EM-Sieg im Finale gegen Spanien. „Zehn Sekunden nach der Siegerehrung stand Rudi in Krakau neben mir auf dem Spielfeld und hat zum EM-Titel gratuliert! Das werde ich nie vergessen!“ Bis heute wundert sich Schober, wie sein Vereinskamerad das geschafft hat. „Er hatte keine Akkreditierung, nichts, aber er stand plötzlich da.“ Auch Wintterle genießt diesen Moment.“ „Als ich aufs Spielfeld ging, hat mich niemand aufgehalten“.

Nicht immer läuft es für ihn so problemlos. Mangels Fremdsprachenkenntnissen schlägt sich der Spielplanmacher des TV Möglingen im Ausland mit dem Übersetzungsprogramm seines Smartphones durch. Wenn er in einer fremden Stadt parkt, fotografiert er zur Sicherheit immer das Straßenschild. Dennoch irrte er bei der WM 2017 mehrere Stunden durch Paris. „Mein Handy hatte plötzlich keinen Saft mehr. Und Deutsch sprach niemand. Gerettet hat mich ein Taxifahrer. Der schloss das Handy an sein Ladekabel an,  identifizierte die Straße und  brachte mich zum Auto.“

Wintterle ist kein Fan im üblichen Sinn. Er plant bei seinen selbstorganisierten Reisen stets den Besuch von Sehenswürdigkeiten ein. Am jeweiligen Spielort schaut er sich nicht nur die deutschen Partien an, sondern alle die dort stattfinden. „Ich bin eher ein stiller Genießer. Noch nie habe ich mich  kostümiert, in den Hallen suche ich ruhige Plätze. Ich will den Handball entspannt genießen, die Spiele mit meinen Augen sehen.“

Auch im Bezirk engagiert

Im Handballbezirk Enz/Murr ist Rudi Wintterle eine feste Größe. Seit 45 Jahren ist der ist er als Jugendstaffelleiter tätig. Spätere Nationalspieler wie den Oßweiler Martin Schwalb, den Oberstenfelder Adrian Pfahl oder Patrick Zieker aus Kleinbottwar hatte Wintterle so schon „auf dem Zettel“, als diese noch in der C-Jugend spielten.

Bereits in zwei Monaten geht Wintterle wieder auf Tour. Bei der Olympia-Qualifikation in Berlin (17. bis 19. April) ist er dabei. Vielleicht auch bei der WM 2021 in Ägypten. Dann aber ohne Auto. „Wenn Deutschland sich qualifiziert, fliege ich wahrscheinlich hin.“

(joh)

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